Zahnprobleme bei Katzen sind weiter verbreitet als viele Tierbesitzer wissen, denn Katzen sind hart im Nehmen! So merkt man meist zu spät, dass sie schon massiven Zahnstein, eine hochgradige Zahnfleischentzündung oder gar Löcher in den Zähnen haben.
Wie kommt es dazu?
Werden die Zähne nicht täglich intensiv geputzt, bleibt ein Belag, die „Plaque” zurück. In diese Schicht lagern sich nach und nach Mineralstoffe und Bakterien ein. So entsteht an den Außenflächen der Zähne harter, braungrauer Zahnstein. Durch die Eiter erregenden Keime in Plaque und Zahnstein entzündet sich das Zahnfleisch, es wird rot und riecht übelkeit erregend. Schreitet die Zahnfleischentzündung (Gingivitis) weiter voran, verlieren die Zähne oft vollständig ihren Halt, bleiben aber als ständiger Entzündungsherd häufig noch jahrelang im Kiefer. Meistens macht eine schmerzhaft gerötete Maulschleimhaut der Katze das Leben zusätzlich schwer. Außerdem entstehen, vielfach unterhalb des Zahnfleischsaumes, Löcher in den Zahnhälsen und Zahnwurzeln. Diese werden als FORL (feline odontoklastische resorptive Läsionen) bezeichnet; Die Zahnsubstanz löst sich regelrecht auf.
All diese Entzündungsprozesse bleiben nicht allein auf die Maulhöhle beschränkt, denn die Eiterbakterien werden via Blutkreislauf im ganzen Körper verteilt. So leiden Katzen mit Zahnproblemen oft zusätzlich an Nieren-, Leber- oder Herzschädigungen. Wegen des üblen Geruchs, der nicht nur dem Besitzer sondern auch den Katzen selbst in die Nase sticht, sowie wegen der Zahnschmerzen fressen die betroffenen Tiere oft auch schlechter als vorher. Außerdem putzen sie sich häufig nicht mehr ausreichend.
Begünstigt werden Zahnfleischentzündungen außerdem durch Virusinfektionen, die das Immunsystem schwächen. Vor allem Herpes– und Caliciviren, die auch bei der Entstehung des so genannten „Katzenschnupfens” beteiligt sind, bereiten den Weg für die hochgradigen Entzündungsreaktionen. Auch die Immmunschwächevirus–Infektion (FIV) und die Katzenleukämie (FeLV) äußern sich u. a. in einer Gingivitis.
Früherkennung
Um diesen schweren Schäden vorzubeugen, ist die rechtzeitige Diagnose wichtig. Im Rahmen der jährlichen Untersuchung beim Impfen werden deshalb immer die Zähne mit besonderer Aufmerksamkeit betrachtet.
Wichtig ist aber auch der regelmäßige Zahn–Check zu Hause:
Sobald Sie eine der Fragen eher mit „Nein” beantworten müssen, sollte der Stubentiger baldmöglichst tierärztlich untersucht werden!
Zahnsanierung
Ergibt sich bei der Untersuchung ein behandlungsbedürftiger Befund, wird besprochen, wie es weiter gehen soll. Nach geeigneter Diagnostik ist zunächst die Entfernung des krank machenden Zahnsteins und die Wiederherstellung eines gesünderen Zahnfleisches wichtig. Da die Beläge auf den Zähnen mit einem Ultraschallgerät entfernt und die Zähne anschließend aufwändig poliert werden müssen, ist eine schonende altersangepasste Vollnarkose unumgänglich. Wegen der Eiterbakterien werden Antibiotika über eine bestimmte Zeit ebenso verabreicht wie wirkungsvolle Schmerzmedikamente. Besteht der Verdacht, dass schon ein Organschaden vorliegen könnte, wird eine Blut– und eventuell auch eine Urinuntersuchung darüber näheren Aufschluss bringen. Auch Virusinfektionen können durch Bluttests nachgewiesen werden. FORL–Löcher lassen sich am besten durch ein Röntgenbild auffinden. Betroffene Zähne müssen entfernt werden, denn die Zersetzung des Zahns ist nicht mehr aufzuhalten.
Problematisch ist die Behandlung des höchstgradig entzündeten Zahnfleisches. In letzter Zeit wird neben der Therapie mit Kortison oder Antibiotika vermehrt mit „Interferon ”, einem spezifischen Virusabwehrstoff, gearbeitet. Dieser wird entweder in der für die Zahnsanierung sowieso notwendigen Narkose in das Zahnfleisch injiziert oder danach in Form von speziell zubereiteten Tropfen täglich oral eingegeben. So kann die Immunabwehr direkt am Ort des Geschehens gesteigert und der Entzündungsprozess zurück gedrängt werden. Nur sehr selten ist es notwendig, alle Zähne zu ziehen, um das Zahnfleisch wieder zur schmerzfreien Ruhe zu bringen.
Als weitere Vorbeuge können außerdem desinfizierende Pasten oder Lösungen, die den Wirkstoff „Chlorhexidin ” enthalten helfen, eine erneute Zahnfleischentzündung zu verlangsamen oder zu verhindern. Am Effektivsten aber ist das tägliche Zähneputzen!
Wie macht man das?
Streicheln Sie zunächst einfach nur die Innenseite der Lippen mit Ihrem Finger. Gelingt dies, geben Sie ein wenig Tierzahncreme aus der Tierarztpraxis hinzu und massieren sanft die Zähne. Hat sich die Katze an die Prozedur gewöhnt, kann eine für Katzen geeignete Zahnbürste eingesetzt werden, die das Ergebnis entscheidend verbessert. Ihr Praxisteam unterstützt und berät Sie auch bei der Auswahl spezieller, zahnputzender Futter, Trinkwasserzusätze oder reinigender Kauröllchen für Katzen. Lassen Sie sich ausführlich beraten!
Bitte denken Sie daran:
Konsequente Zahnhygiene sichert auch Katzen ein längeres und gesünderes Leben. Lassen Sie also die Maulhöhle Ihrer Katze mindestens ein Mal jährlich tierärztlich untersuchen!
© Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V., bpt