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Schmerzen bei Katzen bleiben häufig unbemerkt

Katzen sind hart im Nehmen, denn sie dürfen als Jäger keine Schwäche zeigen. Deshalb versuchen sie, Schmerzen so lange wie möglich zu verstecken. Sieht man also eine Lahmheit beim Stubentiger, ist der Schmerz oft schon unerträglich. Trotzdem schreien oder jammern Katzen so gut wie nie, vor allem, wenn sie ständig, also „chronisch” leiden.

Schmerzursachen

Ursache für Schmerzzustände sind einerseits Verletzungen, die beim Spielen oder Kämpfen entstehen. Aber auch chronische Gelenkbeschwerden (Osteoarthritis) oder Probleme mit der Wirbelsäule und den Bandscheiben verursachen schmerzhafte Bewegungseinschränkungen. Am häufigsten betroffen sind Hüft– und Ellbogengelenke sowie die Brustwirbelsäule. Auch einige innere Erkrankungen, Zahnprobleme oder Tumoren können Schmerzen hervorrufen. Außerdem verschlimmern Folgeerkrankungen wie Muskelschwund, einseitige Gelenkabnutzung oder Abmagerung das Problem schnell zusätzlich.

Besonders fatal: Chronischer Schmerz kann sich fest im Gedächtnis verankern (Schmerzgedächtnis). Wenn das passiert ist, werden schmerzhafte Reize viel stärker wahrgenommen. Aber auch harmlose Reize, wie z. B. eine sanfte Berührung, werden als Schmerz empfunden, auch dann noch, wenn die eigentliche Ursache des Schmerzes gar nicht mehr vorhanden ist. Chronischer Schmerz entwickelt sich häufig zu einer eigenständigen Erkrankung.

Wie stellt man Schmerzen bei der Katze fest?

Ganz wichtig ist die Beobachtung zu Hause. Stellen Sie sich selbst also unbedingt einige Fragen:

  • Läuft und springt Ihre Katze wie immer?
  • Klettert sie mühelos auf den Kratzbaum oder andere erhöhte Plätze?
  • Erreicht sie beim Putzen alle Stellen des Körpers?
  • Ist das Fell am Rücken oder Schwanz frei von Verfilzungen und Verklebungen?
  • Fordert sie Sie wie immer zum Spielen auf?
  • Frisst sie mit gutem Appetit?
  • Riecht sie angenehm aus dem Maul?
  • Lässt sich Ihre Katze wie immer gern streicheln?
  • Reagiert sie auf Menschen oder andere Katzen wie sonst auch?
  • Benutzt sie ausschließlich ihr Klo für alle „Geschäfte”?

Sollten Sie eine der Fragen mit „Nein” beantwortet haben, vereinbaren Sie bitte baldmöglichst einen Untersuchungstermin mit Ihrer Tierarztpraxis.

Dort wird zunächst gründlich untersucht, ob sich beim Abtasten, Beugen, Strecken oder in der Bewegung Anhaltspunkte für einen Schmerzzustand ergeben. Die Untersuchung des Mauls ergibt Hinweise auf eventuelle Zahnschmerzen. Hilfreich für die Diagnosestellung sind kurze Filmaufnahmen mit dem Handy oder der Digitalkamera, die die Katze zu Hause beim Laufen, Fressen oder Klettern in der stressfreien normalen Umgebung zeigen.

Röntgen– oder Ultraschalluntersuchungen werden immer dann notwendig, wenn Probleme an den Gelenken oder im Bauchraum genauer bestimmt werden müssen. Auch ein Check von Blut oder Urin kann sinnvoll sein. In seltenen Fällen führen erst aufwändige Computer- oder Kernspintomografien zur genauen Diagnose.

Wichtig: Für einige Untersuchungen muss Ihre Katze nüchtern sein. Füttern Sie sie, deshalb bitte nicht vor dem Tierarztbesuch!

Kombinierte Schmerztherapie

Ziele einer Schmerztherapie sind einerseits die schnelle Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit und Lebensfreude der Katze und andererseits die Verhinderung des Schmerzgedächtnisses. Zunächst wird deshalb versucht, die Ursache des Schmerzes zu beseitigen. So werden z. B. schmerzende Zähne gezogen, Beinbrüche bzw. Tumoren operiert oder ein eitriger Abszess gespalten und entlastet.

Besteht eine nicht zu beseitigende Schmerzursache, wie z. B. bei einer chronischen Gelenkentzündung, werden verschiedene Medikamente und Futterzusätze verwendet. Sie hemmen entweder die Freisetzung bestimmter Schmerz-Botenstoffe (Prostaglandine) im Blut oder vermindern die schmerzhafte Reibung arthrotisch veränderter Gelenke. In schweren Fällen werden auch morphiumartige Substanzen eingesetzt. Verabreicht werden die Medikamente als Spritzen, Tropfen, Pulver oder Tabletten, deren Inhaltsstoffe auf die speziellen geschmacklichen Vorlieben von Katzen abgestimmt sind. So werden sie meist ohne Probleme einfach mitgefressen.

Wichtig ist die begleitende Therapie. Je nach Grunderkrankung helfen der Katze homöopathische Mittel ebenso wie krankengymnastische Maßnahmen (Physiotherapie) oder Akupunktur. Auch Laser– oder Magnetfeldbestrahlungen, Stoßwellen– oder Aromatherapie tragen je nach Bedarf, zu einer kombinierten, ganzheitlichen Schmerztherapie bei.

Bitte denken Sie daran:

Katzen zeigen ihre Schmerzen kaum. Rechtzeitige Erkennung und konsequente Behandlung sichern nicht nur ein längeres Leben. Sie schaffen vor allem eine stressfreie, gute Lebensqualität.

© Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V., bpt

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